Heute möchte ich über den Sozialticket Atlas des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes sprechen. Der Sozial Ticket Atlas des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes stellt die Verteilung von verbilligten Sozialtickets im Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) für alle Bundesländer dar. Ausgangspunkt war die Einführung eines 9 Euro Ticket im Sommer 2022 für den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr im gesamten Deutschland.
Damit sollten die Menschen einerseits entlastet werden von den enormen Kostensteigerungen für Energie und tägliche Lebenshaltung. Zum anderen sollte damit ein Beitrag zu klimafreundlicher Umstellung vom individuellen Personenverkehr auf den Öffentlichen Personen Nah- und Regionalverkehr geleistet werden.
Die Erfahrung zeigte ein großes Interesse an der Nutzung dieses erheblich verbilligten 9 Euro Tickets. Ob allerdings die klima- und umweltpolitischen Zielsetzungen erreicht wurden, bleibt bis heute fragwürdig. Zudem kam es verschiedentlich zu erheblichen Überlastungen der Nah- und Regionalverkehrssysteme sowohl bei Schienennetzen, Gerätschaften und vor allem der personellen Besetzung, aber auch der Kunden in überfüllten Zügen.
Allerdings gab es dieses erheblich verbilligte 9 Euro Ticket nur für 3 Monate von Juni bis August 2022. Danach erfolgten langwierigen Streitereien zwischen Bund und Ländern über die Fortführung des verbilligten Tickets für den ÖPNV.
Schließlich konnte zum Jahreswechsel 2024/25 ein deutschlandweit gültiges Ticket für den ÖPNV allerdings mit einem erheblich höheren Preis von 49 Euro eingeführt werden. Die Kosten sollten hälftig zwischen Bund und Ländern aufgeteilt werden. Bis heute gibt es Streit über eine gerechte Kostenaufteilung zwischen Bund und Ländern. Aber auch das bundesweit geltende Deutschland Ticket ist inzwischen bereits auf 58 € erhöht worden.



Für die Menschen mit „kleinem Portemonnaie“ war bereits das 49 € Deutschland Ticket zu teuer. Dies gilt noch mehr, nachdem es auf 58€ erhöht wurde. Mit ihrer Studie hat der Paritätische Wohlfahrtsverband jetzt deutlich herausgestellt: Es gibt einen erheblichen regionalen Flickenteppich von Sozialtickets- einmal zwischen den Bundesländern, aber auch innerhalb der Bundesländer. Nur drei Bundesländer- Hamburg, Hessen, NRW- und 26 Kommunen bieten überhaupt ein vergünstigtes Deutschlandticket an. Dabei weichen die Preise erheblich voneinander ab.
Die Spannweite des verbilligten Deutschlandticket reicht von 15€ in Würzburg bis 53€ in Magdeburg. Berlin hatte hierbei immer eine Sonderrolle zugunsten der Bürger gespielt. Zunächst galt für alle Bürger das 29€ Ticket. Inzwischen ist dies aber auch bereits wieder abgeschafft. Allerdings unterhält Berlin immer noch das Sozialticket- nur nicht mehr wie vorher mit 9 €, sondern inzwischen mit 19 €. Es ist bisher nicht gelungen, zumindest das verbilligte Sozialticket auch in Brandenburg einzuführen. Hier gilt ein geringfügig verbilligtes Ticket nur , wenn ein Landkreis nicht überschritten wird.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert ein Deutschland Ticket sozial für das gesamte Bundesgebiet von 25 €. Dies gilt natürlich auch für Brandenburg. Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung gesellschaftlicher Teilhabe für die Menschen in den ländlichen Gebieten. Gerade in den ländlichen Gebieten fehlt es häufig an einem regelmäßigen ÖPNV.
Die notwenige Mobilität ist vielfach nur durch private Sonderverkehre über Ruf- und Bürgerbusse oder Taxen zu ermöglichen. Aber auch dabei bestehen zusätzliche Probleme bei den hohen Kosten für die Inanspruchnahme. Ebenfalls gibt es zunehmende Schwierigkeiten, qualifizierte Fahrer/innen zu gewinnen. Betroffen von den schwarzen Flecken nicht vorhandener oder erheblich zu teurer Tickets sind vor allem Personengruppen, die sich die hohen Kosten für Wohnen und den täglichen Lebensbedarf in den städtischen und stadtnahen Regionen nicht leisten können.
Dies gilt vor allem für Alleinerziehende, Ältere Menschen, Familien und somit auch jüngere Menschen sowie Migranten, Flüchtlinge und Asylanten. Diese Menschen in den stadtfernen ländlichen Räumen fühlen sich immer mehr ausgegrenzt und „eingeschlossen“. Sie sind für rechtradikale Tendenzen besonders anfällig.
Dies zeigt das Wahlverhalten in den verkehrsmäßig abgehängten ländlichen Regionen ohne ausreichende Verkehrssysteme und bezahlbare Sozialtickets. Das vom Paritätischen Wohlfahrtsverband geforderte Deutschlandticket Sozial von 25 € könnte somit auch dem Rechtsradikalismus gerade in den ländlichen Gebieten entgegenwirken. Wesentliche Vorbedingung wäre, die noch von der alten Bundesregierung beschlossenen zusätzlichen Finanzmittel für Infrastruktur auch für den Ausbau des ÖPNV in den ländlichen Regionen einzusetzen. Dies gilt insbesondere auch für Brandenburg.