EU: Frauen arbeiten 59 Tage im Jahr ohne Lohn!

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Zum Europäischen Tag der Entgeltgleichheit am 2. November 2015 schlägt die EU Kommission erneut Alarm über die skandalöse Lohnlücke der Frauen. In frauenpolitischer „Dreierformation“ erklärten Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans sowie die belgische EU Kommissarin Marianne Thyssen (Beschäftigung, Soziales, Gleichstellung) und die tschechische Kommissarin Vera Jourova (Justiz), dass der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn von Frauen in der EU um 16,3 Prozent niedriger liegt als für Männer. Dies bedeutet,  dass Frauen im Vergleich mit Männern 59 Tage im Jahr ohne Lohn arbeiten. Dabei liegt die Lohnlücke für Frauen in Deutschland mit 21,6 Prozent an vierthöchster Stelle – nur noch übertroffen bei diesem Negativrekord von Tschechien, Österreich und Estland mit dem höchsten Wert von etwa 30 Prozent. Noch gravierender ist die anschließende Rentenlücke – in der EU für Frauen im Schnitt  von 39 Prozent. Dies zeigt nur zu deutlich, dass die Einkommensnachteile von Frauen mit den Beschäftigungsjahren noch zunehmen.

Die scharfe Kritik der drei Kommissionsvertreter zeigt enge Parallelen zum jährlichen Equal Pay Day in der Bundesrepublik – jeweils um den 20. März. Auch dabei wird regelmäßig auf die weit klaffende Lücke zwischen dem Gleichberechtigungsgebot in unserem Grundgesetz und das seit Jahren bestehende erhebliche Lohngefälle zu Lasten der Frauen verwiesen. Auch in anderen Mitgliedsländern der EU ist das Gleichberechtigungsgebot bei der Entlohnung wie den Arbeitsmarktchancen rechtlich verankert, aber bei weitem nicht umgesetzt.

Die von den Kommissionsvertretern genannten Gründe für das hartnäckige Lohngefälle werden ebenfalls bei den Equal Pay Day Kundgebungen in der Bundesrepublik immer wieder vorgetragen:

  • Führungstätigkeiten im oberen Management werden überwiegend von Männern besetzt. In der EU sind weniger als 4 Prozent der Vorstände und Geschäftsführer Frauen.
  • Nach wie vor übernehmen Frauen die Hauptverantwortung der Tätigkeiten in und für die Familie und wenden dafür im Schnitt 26 Stunden pro Woche auf gegenüber nur 9 Stunden der Männer. Entsprechend arbeitet mehr als jede dritte Frau in der EU nur Teilzeit mit entsprechend niedrigerer Bezahlung – gegenüber nur 10 Prozent bei den Männern – mit entsprechend weniger Chancen und Einkommen im Berufsleben.
  • Frauen unterbrechen erheblich häufiger als Männer ihr Berufsleben für die Übernahme von Familienverantwortung. Auch damit verschlechtern sich ihre Berufs- und Einkommenschancen.
  • Nach wie vor entscheiden sich Frauen für wenige sog. frauentypische Berufe. Diese werden in einigen Mitgliedsländern schlechter entlohnt als die sog. typischen Männertätigkeiten, auch wenn gleiche Ausbildung und Erfahrung  erforderlich ist.
  • Schließlich gibt es nach wie vor gesetzeswidrige Entgeltdiskriminierung, die zum Lohngefälle zu Lasten der Frauen beiträgt.

Die EU Kommission hat für ihr Arbeitsprogramm 2016 erneut Initiativen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf  vorgesehen – sowohl für erwerbstätige Eltern wie auch die Pflege von Angehörigen.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Fachkräftelücke als Folge der demographischen Alterung von Bevölkerung und Erwerbstätigen dazu beiträgt, den Initiativen zur Schließung der hartnäckigen Lohnlücke von Frauen endlich auch die praktische Umsetzung folgen zu lassen. Hilfreich wäre wirksame Unterstützung von Seiten der EU Kommission für ein Entgeltgleichheitsgesetz in der Bundesrepublik.

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