Festakt für Auszeichnung und Preisverleihung, Rotes Rathaus – Wappenssaal
Seit 2003 vergibt das Land Berlin den Inklusionspreis (zuvor Integrationspreis) an Berliner Arbeitgeber (jeweils ein kleiner, mittlerer und großer Betrieb), die ein Vorbild bei der Ausbildung und Beschäftigung schwerbehinderter Arbeitnehmer darstellen. Dies ist ein herausragender und öffentlich sichtbarer Beitrag für die Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention zur Inklusion in Ausbildung und Arbeit. Dazu war ich als Festrednerin eingeladen.
In diesem Jahr ging der Preis an die Nitze Malerei GmbH; die Wäscherei & Mietwäscherei Niederkrone e.K. sowie die Berliner Wasserbetriebe. Darüber hinaus wurde der Sonderpreis 2013 an die Zaulig Maklerservice GmbH verliehen. Der Senator für Gesundheit und Soziales, Mario Czaja, hat die Preisverleihung persönlich vorgenommen. Die Vorbereitung und Organisation erfolgte durch die LAGeSo mit seinem Präsidenten, Franz Allert.
Ein Höhepunkt waren die Musikeinlagen der von Geburt an 31-jährigen blinden Sängerin, Joana Zimmer und das Interview zu ihrem gerade erschienen Buch „Blind Date – Die Welt mit meinen Augen sehen“ mit dem Journalisten Mathes Dues. Seit 2008 moderiert er die Sendung „selbstbestimmt“ und präsentiert Menschen mit geistiger Behinderung, die selbstbewusst leben, leistungsfähig und kreativ sind. Dieses Interview zeigte besonders eindrucksvoll die eigene klare Lebens- und Arbeitskonzeption von Joana Zimmer sowie Einsatz und Leistungsbereitschaft zu ihrer Umsetzung.
Ein weiteres Highlight war der Auftritt des schwer sehbehinderten Nationalspielers der Paralympics , Stefan Hawranke. Tagsüber arbeitet er als Controller des Bereichs Forschung und Entwicklung für die Berliner Wasserbetriebe. Abends trainiert am paralympischen Stützpunkt in Marburg für die Paralympics 2016 in einer Ballsportart für Blinde und Sehbehinderte. Möglich wurde dies durch die Förderung eines dualen Studiums von Seiten der Berliner Wasserbetriebe sowie die Einrichtung eines Telearbeitsplatzes. Auch dieses Beispiel zeigt nicht nur eine klare Vorstellung von Stefan Hawranke zur Gestaltung des eigenen Lebens mit einer schweren Behinderung, sondern auch eine herausragende Leistungsbereitschaft im beruflichen und sportlichen Bereich – sowie die Unterstützung eines großen Arbeitgebers, die praktische Umsetzung zu ermöglichen.
Herausragend sind auch die Leistungen für die Inklusion schwerbehinderter Mitarbeiter bei den übrigen drei preisgekrönten Betrieben.
- Die von Frau Kilic-Öscan geführte Filiale der Wäscherei & Mietwäscheverleih hat es mit beharrlichem persönlichen Einsatz bis zur eigenen Erlernung der Gebärdensprache geschafft, dass Nichtbehinderte und behinderte Mitarbeiter/innen auf gleicher Augenhöhe arbeiten können.
- Mit ähnlichem persönlichem Einsatz der Leiterin der Firma Nitze Malerei, Frau Sonnhild Nitze, ist die Teamarbeit in diesem schwierigen Handwerk für körperlich und geistig Behinderte mit nicht behinderten Arbeitnehmer/innen gelungen.
Auswahl, Auszeichnung und Verleihung des Inklusionspreises 2013 in Berlin zeigt eindrucksvoll: Arbeitgeber sowie behinderte und nicht behinderte Arbeitnehmer beweisen tagtäglich, dass auch bei schweren Behinderungen hervorragende Leistungen im beruflichen, kulturellen und sportlichen Bereich möglich sind. Dies erfordert zuallererst, von den gängigen Vorurteilen Abschied zu nehmen, dass Behinderung Leistungseinschränkung bedeutet. Vielmehr kommt es darauf an, die Leistungsstärken gerade auch bei Menschen mit schweren Behinderungen zu erkennen und zu fördern. Dies erfordert Anpassungsbereitschaft, Beharrlichkeit und Mut für alle Beteiligten: Arbeitgeber sowie Nichtbehinderte und behinderte Mitarbeit/innen. Die Politik und sonstige Institutionen sind gefordert, dafür die notwendigen Anstöße und Unterstützung zu gewähren. Der Berliner Senat, die LAGeSO sowie die Tarif- und Betriebsparteien, die Behinderten- und Sozialverbände sowie alle sonstigen betroffenen Institutionen leisten mit dieser jährlichen Verleihung des Inklusionspreises einen guten Beitrag.
Zu Recht wurde der Sonderpreis an Herrn Zaulig und seinen Maklerservice vergeben. Vom Schicksal mit einem schwerbehinderten Kind selbst schwer getroffen, hat er sein Leben und Arbeiten vollständig umgestellt. Seit 2003 hat er sich nicht nur vom lukrativen Investmentbanking verabschiedet, sondern beschäftigt seither nur noch schwerbehinderte Menschen – mit einem herausragenden Engagement für die Anpassung von Arbeitsplätzen und Arbeitsbedingungen bis zur Verlegung seines Firmensitzes.