Verabschiedung von Professor Dr. Dr. h. c. mult. Hans-Werner Sinn

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Die Verabschiedung von Professor Dr. Hans-Werner Sinn (HWS nach seinem Kürzel im IFO Institut) war so gewaltig, wie seine wissenschaftliche und politische Arbeit an der Spitze des IFO Instituts. Dem sechststündigen Internationalen Wissenschaftlichen Symposium zur Finanzpolitik unter Beteiligung namhafter Ökonomen aus dem In- und Ausland folgte eine dreistündige offizielle Abschieds-Zeremonie. Besondere Highlights waren die Würdigung seiner viel beachteten Beiträge in der Politikberatung durch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und seiner akademischen Laufbahn durch den Präsidenten der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann. Die Vortragenden aus aller Welt zeigten besonders eindrucksvoll, dass es HWS immer ein Anliegen war, über den nationalen Tellerrand hinauszublicken.

Festschrift für HWS
Festschrift für HWS

Dieser Veranstaltungs-Marathon fand in der ehrwürdigen Aula der Münchener Ludwig-Maximilian-Universtät statt,wo HWS seine professorale Laufbahn begonnen hat. Wie seine Nachfolgerin im Lehrstuhl der LMU, Frau Professor Monika Schnitzer eindrucksvoll darstellte, mussten einige der damaligen Entscheidungsträger in der LMU infolge des jungen Lebensalters von HWS über ihren Schatten springen. Bei seiner Benennung zum Präsidenten des IFO Instituts ließ sich HWS von der bayrischen Staatsregierung länger bitten, wie der ehemalige Wirtschaftsminister Otto Wiesheu beredt darlegte. Vor allem konnte HWS wesentliche Bedingungen für seine Zustimmung herausholen. Dabei ging es vor allem um die akademische Verbindung zwischen Führungskräften von IFO und dem entsprechenden Lehrstuhl in der LMU. Dies hat entscheidend mit dazu beigetragen, dass HWS viele qualifizierte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland gewinnen und somit auch die Qualität des IFO Instituts aus dem damaligen Tief erfolgreich herausholen konnte.

Auch die bayrische Staatsregierung beteiligte sich an der Würdigung von HWS durch einen Empfang der Stellvertretenden Ministerpräsidentin und Ministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, Ilse Aigner, mit anschließendem Gala Dinner in der ehrwürdigen Residenz mit einer Festrede des Ministerpräsidenten, Horst Seehofer.

Für mich zeigt sich die Souveränität von HWS auch darin, dass er bei seinen persönlichen Erfolgen in Wissenschaft, Politikberatung und Öffentlichkeitsarbeit die Verantwortung für die nachwachsenden Generationen nicht vernachlässigt, sondern besonders ernst genommen hat. Diesen Abschnitt seiner akademischen Laufbahn kann HWS als Hochullehrer des Jahres 2016 würdevoll beenden. Diese Souveränität hat auch dazu beigetragen, dass HWS mich als ehemalige Stellvertretende Vorsitzende des DGB und eingefleischte Sozialpolitikerin 2007 für den Verwaltungsrat vorgeschlagen hat. Dabei waren unsere akademischen und politischen Kontakte eher von Kontroversen als Gemeinsamkeiten getragen.Viele seiner prägnanten Ausflüge in die Politikberatung habe ich kritisch begleitet- insbesondere: seine Phillippika gegen die Angleichung der Löhne in den neuen Bundesländern, seinen Einsatz für die Agenda 2010 des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder und seine massive Ablehnung der Mindestlöhne. Dies hat allerdings keinen Abbruch gegenüber meinem Respekt der klaren Analysen von IFO und HWS getan – insbesondere in den Finanz- und Wirtschaftskrisen seit der Lehman Pleite 2008.

Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass in den Abschieds-Veranstaltungen, wie im Übrigen auch dem beachtlichen Lebenswerk von HWS, bei den ökonomischen Highlights die sozialen Aspekte einbezogen worden wären. Schließlich geht es bei den Auswirkungen der Ökonomie immer um Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten. Dies sollte demgemäß auch Maßstab der Orientierung der Ökonomie in Wissenschaft und Politik sein. So ist für mich ein bitterer Wehrmutstropfen, dass die Verteilung von Bildungs-, Arbeits- und Lebenschancen auf nationaler und internationaler Ebene kaum eine Rolle spielen. Ebenso auffällig war die maßgebliche Dominanz der Männer im akademischen und politischen Bereich – sowohl bei den Vortragenden wie den Teilnehmern. Vielleicht hängt ja beides miteinander zusammen. In jedem Fall ist dies eine wichtige Herausforderung nicht nur für das IFO Institut mit seinem künftigen Präsidenten, Professor Dr. Clemens Fuest, sondern die ökonomische Zunft insgesamt.

>>> hier mein Beitrag in der Festschrift für HWS

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