Kurzarbeit – eine Wunderwaffe?

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Kurzarbeit und Kurzarbeitergeld sind in der Bundesrepublik lang bewährte Instrumente der Arbeitsmarktpolitik. Allerdings haben sie in der weltweiten Finanz- und  Wirtschaftskrise  geradezu eine soziale, ökonomische und politische „Verklärung“ erfahren.

Kurzarbeit und Kurzarbeitergeld sind in der Bundesrepublik  lang bewährte Instrumente der Arbeitsmarktpolitik. Allerdings haben sie in der weltweiten Finanz- und  Wirtschaftskrise  geradezu eine soziale, ökonomische und politische „Verklärung“ erfahren. Von einem  arbeitsmarktpolitischen Instrument zur Überbrückung kurzfristiger Absatzschwankungen wurde  die Kurzarbeit zum wirksamsten Instrument der Konjunkturpolitik und Beschäftigungssicherung.

Dass in  Deutschland  zwar in diesem  Jahr mit annähernd sechs Prozent der bei weitem größte Einbruch in das Wirtschaftswachstum seit Bestehen der Bundesrepublik erfolgte und trotzdem bislang ein massenhafter Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert werden konnte, ist vor allem auf die Ausweitung der  Kurzarbeit zurückzuführen. Ohne dies wäre die Zahl der Arbeitslosen um eine halbe Million höher ausgefallen. Es ist daher folgerichtig, wenn die Neue Bundesregierung die Verlängerung der  Dauer und  die finanzielle Erleichterung des Kurzarbeitergeldes  fortsetzen will. Hinzu kommt die „friedenstiftende“  Wirkung dieses Instruments. So wird sein konjunktur- und beschäftigungspolitischer Einsatz unisono von beiden Tarifparteien- Arbeitgebern und Gewerkschaften- sowie   den Partnern verschiedener Regierungskoalitionen mit unterschiedlicher parteipolitischer Farbgebung  unterstützt.

Das europäische Ausland hat dieses  „Arbeitsmarktwunder“ in der Bundesrepublik bereits seit längerem mit großem Interesse betrachtet und teilweise auch selbst  übernommen. Beinahe revolutionär mutet es allerdings an, wenn jetzt auch von dem namhaften Ökonomen und Nobelpreisträger Paul Krugman in den USA der unmittelbare Eingriff in den Arbeitsmarkt zur Verringerung von Arbeitslosigkeit der Administration Obama empfohlen wird.

Diesen Vorschlag machte er jüngst  in einem umfangreichen Beitrag in der  Tageszeitung New York Times.

Die Regierung  Obama hat mit groß dimensionierten Konjunkturprogrammen  versucht, den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu begrenzen – allerdings mit mäßigem Erfolg. Die Arbeitslosigkeit droht weiter zu steigen. So gleicht es schon beinahe dem „Mut der Verzweiflung“,  dass Krugman jetzt empfiehlt, den direkten Eingriff in den Arbeitsmarkt über die öffentlich geförderte Umverteilung der Arbeit durch Kurzarbeit –wie in der Bundesrepublik-  für den Einsatz in den USA ernsthaft zu prüfen. Bezeichnend für die vorherrschende amerikanische Wirtschaftsphilosophie  ist sein Bedauern, dass die Konjunkturprogramme nicht  in wesentlich  größeren  Dimensionen gegen die fehlende Verbrauchernachfrage in Stellung gebracht werden können. Auch führt er noch andere Einwände an:  Produktivität und Wirtschaftswachstum können durch die Konservierung veralteter Wirtschafts- und Unternehmensstrukturen  absinken.

Zudem verursachen derartige direkte Eingriffe in den Arbeitsmarkt -wie am deutschen Beispiel des Kurzarbeitergeldes zu sehen- erhebliche zusätzliche Kosten.

Nichtsdestotrotz läuft sein Resümee des Pro und Contra  -auch und gerade vor dem Hintergrund des amerikanischen Wirtschafts- und Arbeitsmarktgeschehens– darauf hinaus:  Es  könne nicht tatenlos zugesehen werden, wie die Arbeitslosigkeit trotz bereits erheblicher Konjunkturprogramm weiter steigt.

Die Überlegungen des Nobelpreis-Ökonomen Krugmann zeigen:  Wie beim Krisenmanagement im Finanzsektor könnten die USA auch in der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik unkonventionelle Wege gehen.

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